85. Geburtstag Ein Prosit auf Georg Schatz – ein Kind des Felsendorfs

Rosi Thiem

85 Lebensjahre ist eine lange Zeit. Für Georg Schatz, der in Tüchersfeld runden Geburtstag feierte, war es eine Zeit des Schaffens, des Familien- und Vereinslebens und der Zeit der Erinnerung.

 
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Georg Schatz (Zweiter von links) im Kreise von Geburtstagsgratulanten. Foto:  

„Hier in dem wunderbaren Felsendorf bin ich geboren und habe auch noch den Krieg in Tüchersfeld mitgemacht. Wir hatten eine kleine Landwirtschaft und ich noch einen Bruder. 1944 bin ich in die Volksschule im Ort gegangen“, erinnert sich der Jubilar an seinem Ehrentag. „Von der ersten bis zur achten Klasse spielte sich alles bei unserem Lehrer Riedel in einem Klassenzimmer ab.“

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Es war eine andere Zeit damals, als Georg Schatz in Tüchersfeld aufwuchs. „Wir mussten noch mit dem Hitlergruß grüßen und sahen als Schulkinder die Häftlinge an uns vorbeilaufen. Heimlich steckten wir ihnen Brot zu, damit es die Wärter nicht bemerkten“, erzählt der 85-Jährige. „Einmal bin ich mit meiner Großmutter von Tüchersfeld nach Pegnitz gelaufen. An der Bernitzleite sah ich als kleiner Bub zusammen mit meiner Oma, wie die Häftlinge in der prallen Hitze mit Pickel und Schaufel arbeiten mussten, um einen Graben zu bauen.“ Diese markante Erinnerung ist bei Georg Schatz heute noch ganz präsent.

Einst Panzersperren errichtet

„Zum Kriegsende hin zwangen die SS-Leute die Tüchersfelder, die noch im Dorf verblieben waren, Panzersperren an der Straße zu entrichten. Dann kamen die Amerikaner und wir wussten nicht, was uns erwartete. Wir alle aus der Straße zur Hinterecke versteckten uns mit einem Laib Brot hinten im Fuchsloch, weil wir nicht wussten, was auf uns zukommt“, erzählte er aus seinen Kindheitserinnerungen über die Höhlenflucht als kleiner Schulbub.

Nach seiner Schulzeit ging Schatz 1952 in die Lehre zum Mechaniker, arbeitete in verschiedenen Betrieben, bis er schließlich 1964 bei der KSB in Pegnitz landete. Dort schaffte er im Zweischichtbetrieb und war unter anderem für die Arbeitsvorbereitung zuständig. 1964 heiratete er auch seine Babette. Aus der Ehe gingen die beiden Söhne Jürgen und Werner hervor.

Fortwährend engagierte sich Schatz ehrenamtlich. So auch bei der Kirchenrenovierung im Ort, wo er in den 1950er Jahren den Turm der Herz-Jesu-Kirche mit tünchte. Mitte und Ende der 1960er übernahm er den Vorsitz der Ortsgruppe Tüchersfeld des Fränkische Schweiz-Vereins. In seiner aktiven Amtszeit als Vorsitzender erhöhte sich die Mitgliederzahl von 69 auf 200. „Wir hatten allerdings auch sehr viel zu tun. Wir entbuschten unsere Hänge und die zahlreichen Wanderwege. Als Kind erinnere ich mich noch, wie die Felsen alle frei waren und Ziegen alles sauber abgrasten. Wir sind ein Felsendorf und diese besonderen Felsformationen sollte man auch sehen“, sagt Schatz, der sich auch heute freie Felsen rund um Tüchersfeld wieder wünschen würde.

Als Rentner mehr Zeit für den Anbau von Erdbeeren und Kartoffeln

Seinem KSB-Arbeitgeber blieb Schatz bis zu seiner Rente 1998 treu. Ab dieser Zeit widmete er sich mehr dem Vereinsleben, dem eigenen Garten mit Erdbeer- und Kartoffelanbau und dem Pilze-Sammeln im Herbst. „Ich bin gerne in unserer schönen Natur und sammle nur die mir bekannten Pilze wie Maronen, Steinpilze und Rotkappen. Die anderen, die ich nicht kenne, lasse ich stehen.“

Neben dem Fränkische Schweiz-Verein war Georg Schatz auch seit 1956 im Schützenverein und bei der Feuerwehr Tüchersfeld aktiv. Bei der Wehr war der Jubilar als Gruppenführer engagiert. Am Geburtstag gratulierten neben der Familie auch die Nachbarn, Freunde, Alois Lottes von der Freiwilligen Feuerwehr Tüchersfeld, Martin Held vom Fränkische Schweiz-Verein Tüchersfeld und der stellvertretende Pottensteiner Bürgermeister Roland Lang, der die Glückwünsche der Stadt überbrachte.