76:83 in Crailsheim Nur Ansätze von Fortschritten im Medi-Team

Von Eberhard Spaeth

BASKETBALL. Medi Bayreuth hat auch das dritte Pflichtspiel der Saison verloren. Die erhofften Fortschritte wurden am Sonntag in der Partie bei den Crailsheim Merlins zwar teilweise und zeitweise angedeutet, aber das reichte nicht, um die Niederlage mit 76:83 (41:48) zu verhindern. Damit blieben die Bayreuther auch beim vierten BBL-Auftritt in dieser Halle ohne Sieg.

 
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Lange Gesichter gab es im Medi-Team um James Woodard (Nr. 8), James Robinson (Nr. 3), Reid Travis (Nr. 22) und Bryce Alford (Nr. 20) nach der dritten Niederlage im dritten Pflichtspiel der Saison. Foto: Peter Mularczyk Foto: copyright-sample

Zumindest kann man ihnen aber nicht vorwerfen, dass sie kämpferisch zu wenig investiert hätten – auch wenn das Rebound-Duell im letzten Viertel allzu deutlich mit 4:13 verloren ging (zuvor 22:24) und damit ausgerechnet in der wichtigsten Phase zu einem mitentscheidenden Faktor wurde. Das war letztlich nur ein weiteres Beispiel dafür, dass alle positiven Ansätze nicht stabil genug waren, um dem Spiel eine nachhaltige Wende geben zu können.

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Viel Aufwand für Pressdeckung

Nach dem fast schon obligatorischen Fehlstart mit einem 3:10-Rückstand nach nur zweieinhalb Minuten hatte sich das Medi-Team zunächst spielerisch stark genug präsentiert, um im extrem schnellen Schlagabtausch des ersten Viertels mitzuhalten und 54 Sekunden vor der ersten Pause durch einen Dreier von James Woodard sogar kurz mit 24:23 in Führung zu gehen. Dann erzielte auch die Verteidigung zunehmende Wirkung mit großem Aufwand beim Druck auf den Crailsheimer Spielaufbau über das ganze Feld. Allerdings erzwangen die Gastgeber mit ähnlicher Spielweise den gleichen Effekt: Beiderseits wurde das Tempo des Gegners gedrosselt und dadurch dessen Schwierigkeiten beim Halbfeldspiel aufgedeckt. Entscheidend für die Halbzeitführung der Merlins war daher letztlich der stärkste Individualist auf dem Feld: Javontae Hawkins sorgte in den letzten zwei Minuten im Alleingang für den Crailsheimer 6:0-Lauf zum Pausenstand – und er eröffnete auch gleich noch die zweite Hälfte nach 20 Sekunden mit einem Dreier zum 51:41.

Mit weiteren Treffern von außen schienen die Merlins einen Weg zurück zu mehr Offensivkraft gefunden zu haben, als sie sich bis auf 63:48 absetzten (27.). Das Medi-Team bewies in dieser schwierigen Situation aber ungebrochene Moral und ließ prompt die einzige Phase folgen, in der alles zusammenpasste: Verteidigung, Rebounds, Distanzwürfe (zwei Dreier von Evan Bruinsma) und Zug zum Korb (zweimal Bryce Alford) – fertig war der 12:0-Lauf in den letzten dreieinhalb Minuten des dritten Viertels zum 60:63-Anschluss.

Entscheidung erst in der letzten Minute

Vor allem offensiv war das Spiel des neu formierten Medi-Teams jedoch nicht stabil genug, um diesen Trend fortsetzen zu können. Auch kam Pech dazu, als ein harter Rebound-Kampf als unsportliches Foul von Alford an Hawkins gewertet wurde und drei Punkte des Crailsheimer Topscorers zum 68:60 zur Folge hatte. Ebenso ärgerlich für die Gäste war die Unterbrechung ihres Angriffs beim 63:70-Rückstand aufgrund der versehentlich auf 14 statt 24 Sekunden eingestellten Wurfuhr. Beim dadurch erzwungenen Einwurf ging der Ball verloren, weil Lucky Jones innerhalb von fünf Sekunden keine Anspielstation fand (33.). Andererseits hatten die Bayreuther Glück, dass der Woodard-Dreier zum 68:76 gewertet wurde, denn der Ball hatte die Hand wohl erst eine Winzigkeit nach Ablauf der 24 Sekunden verlassen (36.).

Da zudem die Merlins ein paar Unsicherheiten an der Freiwurflinie zeigten und nach drei perfekten Vierteln (10/10) fünfmal in Folge nur noch einen von zwei Versuchen verwandelten, blieb es immerhin spannend bis zur letzten Minute. Eine Entscheidung zeichnete sich erst ab, als 54 Sekunden vor dem Ende nach einem Not-Dreier von Hawkins in der letzten Angriffssekunde der Ball glücklich in den Händen der Merlins blieb und neun Sekunden später wiederum Hawkins aus der Distanz zum 82:73 traf.

Einzelkritik

JAMES ROBINSON (8 Punkte / 22:08 Min. Einsatzzeit / Plus-Minus-Bilanz: -6): Per Dreier markierte er die ersten Bayreuther Punkte (3:4/2.), aber das blieb bis zur 36. Minute seine einzige Ausbeute (3/7 Würfe); auch als Spielmacher nicht in der Lage, die Probleme im Halbfeld-Angriff zu überwinden.

Lucky Jones (10 / 21:21 / 7): Defensiv hatte der Kämpfer wieder einige starke Szenen, die ihm die beste Plus-Minus-Bilanz im Team bescherten (zwei Blocks, zwei Ballgewinne, dazu drei Rebounds). Bitter war dagegen sein Ballverlust beim Einwurf wegen Zeitüberschreitung in einem wichtigen Moment beim 63:70-Rückstand. Als Werfer wirkte er nur an der Freiwurflinie richtig gefährlich (5/5 bei je 1/3 Zweiern und Dreiern).

JAMES WOODARD (18 / 29:32 / -17): 13 Punkte in der zweiten Halbzeit machten ihn zum erfolgreichsten Bayreuther. Dabei summierten sich hohe Trefferquoten (4/6 Dreier, 2/3 Zweier) mit vier Rebounds, vier Assists sowie je einem Block und Ballgewinn zu einem starken Effektivitätswert von 24. Den direkten Vergleich der Topscorer auf Position drei verlor er aber trotzdem, weil Hawkins die entscheidenderen Akzente setzte.

Bastian Doreth (3 / 17:52 / -1): Bei der intensiven Defensivarbeit gegen die Crailsheimer Aufbauspieler war der Kapitän in seinem Element; im Angriff erzielte er aber nicht mehr Wirkung als Robinson (1/3 Würfe, drei Assists ohne Ballverlust).

Johannes Krug: Nicht eingesetzt.

LUKAS MEISNER (0 / 13:40 / -10): Die Berufung in die Startformation hatte er sich in den zurückliegenden Spielen verdient, aber das Debüt in dieser Rolle misslang ihm gründlich. Eine Reihe seiner Fehler trug zur 0:6-Serie am Ende der ersten Halbzeit bei; 0/6 Würfe und drei Ballverluste bei drei Assists und zwei Rebounds.

BRYCE ALFORD (14 / 32:18 / -4): Als Scharfschütze aus der Distanz trat er nicht wie gewohnt in Erscheinung (2/8 Dreier) und konnte das nur vereinzelt mit seinem Zug zum Korb kompensieren (3/4 Zweier, 2/2 Freiwürfe). Zum Kampf um den Anschluss im letzten Viertel trug er gar keinen Punkt mehr bei. Defensiv musste er sich die elf Punkte von Herrera im ersten Viertel ankreiden lassen.

REID TRAVIS (14 / 31:52 / -10): Vielleicht der hoffnungsvollste Fortschritt im Bayreuther Spiel: Der Center brachte an beiden Enden des Feldes mehrfach seine Physis zur Geltung (5/9 Zweier, neun Rebounds, zwei Ballgewinne). Zudem bewies er Vielseitigkeit mit einem Dreier zum 29:32 (12.). Es mangelt aber noch an spielerischer Bindung, beispielsweise wenn es gilt, ohne Aussicht auf eigenen Abschluss unter dem Korb den richtigen Pass nach außen zu spielen.

Justin Raffington (0 / 8:08 / 3): Solider Stellvertreter in den Pausen von Travis, wenn auch ohne eigene Akzente (ein Block).

Evan Bruinsma (9 / 23:09 / 3): Nach einem Dreier-Airball (13.) musste man schon weiteren Schaden für sein Selbstvertrauen befürchten, aber dann trug er zwei Dreier zum 12:0-Lauf am Ende des dritten Viertels bei (2/6 Würfe, vier Rebounds, drei Ballverluste, zwei Assists).

Joanic Grüttner Bacoul: Nicht eingesetzt.

Statistik

Crailsheim Merlins: RUSSELL (11 Punkte / 33:18 Min. Einsatzzeit / Plus-Minus-Bilanz: 12), Carpenter, Span (6 / 14:53 / -3), HERRERA (19 / 28:22 / 14), BLECK (2 / 27:18 / 21), Ford (4 / 13:51 / -16), Morgan (6 / 18:16 / -8), Kovacevic (0 / 7:32 / -2), HAWKINS (25 / 25:49 / 7), A. JONES (10 / 30:41 / 10), Urbansky; Feldwurfquote: 29/59 (49 Prozent), davon 10/22 Dreier (45,5 Prozent): Herrera (3/3), Span (2/3), Hawkins (2/4), Morgan (2/6), A. Jones (1/2); Freiwürfe: 15/20 (75 Prozent); Rebounds: 25 defensiv, 12 offensiv (A. Jones 6/2, Bleck 4/3); Assists: 26 (Russell 7, Bleck 6); Ballgewinne: 7 (A. Jones 3); Ballverluste: 14 (Hawkins 5); Effektivität: 107 (Herrera 22, A. Jones 17, Hawkins 16, Russell 14, Bleck 14).

Medi Bayreuth: Feldwurfquote: 25/59 (42 Prozent), davon 12/28 Dreier (43 Prozent): Woodard (4/6), Bruinsma (2/4), Alford (2/8), Travis (1/1), Robinson (1/2), Doreth (1/2); Freiwürfe: 14/16 (87,5 Prozent); Rebounds: 18 defensiv, 8 offensiv (Travis 6/3); Assists: 17 (Woodard 4); Ballgewinne: 7; Ballverluste: 12; Effektivität: 82 (Woodard 24, Travis 19, L. Jones 13, Alford 10).

SR: Fritz, Bejaoui, Bohn; Zuschauer: 2240.

Stationen: 10:3 (3.), 23:24 (10.), 29:26 (1. Viertel), 32:26 (12.), 38:39 (16.), 48:41 (Halbzeit), 63:48 (27.), 63:60 (3. Viertel), 76:65 (35.), 79:73 (39.), 83:76 (Ende).