700 Jahre Tatsächlich noch viel älter

Schädel aus dem Geseeser Langgewend. Foto: Archäologisches Museum/David Sünderhauf

Der große Tag rückt näher: Am 6. Oktober 1321, also vor 700 Jahren, wurde Gesees das erste Mal urkundlich erwähnt. In einer kleinen Serie in loser Folge beleuchtet der Kurier verschiedene Aspekte des Dorfs. Die Texte gehen auf das Heimatbuch zurück, das in diesem Jahr im Auftrag der Gemeinde erschienen ist. Jeder Haushalt soll ein Exemplar erhalten.

 
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Gesees - Im ersten Teil der Serie geht es darum, dass Gesees tatsächlich viel älter als 700 Jahr ist. Was nicht heißt, dass das Jubiläum irrtümlich gefeiert wird. Der Tag, der am nächsten Mittwoch ansteht, bezieht sich auf die erste schriftliche Erwähnung.

Hingegen gab es eine Vorläufersiedlung des heutigen Gesees wohl schon ab dem 8. Jahrhundert. Sie lag südlich des heutigen Ortes an der Kreisstraße nach Pottenstein auf der Höhe der Wochenendhaussiedlung Moosberg. Über alte Flurnamenbezeichnungen weiß man nur, wo diese Siedlung lag. Es sind aber keine materiellen Überreste bekannt.

In dem Kapitel „Die frühmittelalterliche Nekropole von Gesees – Langgewend“ beschäftigt sich der Autor Hans Losert mit diesem Thema. Dabei lenkt er den Blick auch auf einen etwa 400 Meter von diesem Ort entfernt gelegenen Bereich, in dem Gräber gefunden wurden, die nach Loserts Vermutung zu dem Dorf gehörten. „Unter dem Konservator Emanuel Seyler wurden 1888 bis 1890 bisher 24 Gräber identifiziert, lokalisiert und mit einem Teil der materiellen Überreste im Archäologischen Museum Bayreuth des Historischen Vereins eingelagert. 1927 und 1950 folgten weitere acht Gräberfunde“, schreibt Losert.

Schädel, Messer, Schläfenringe, Perlen

Am Ort des ehemaligen Friedhofs, der „Nekropole“, könne man heute keinerlei Hinweise auf diese Gräber mehr im Gelände erkennen. Im Archäologischen Museum sind aber reiche, bislang nur zu einem geringen Teil öffentlich ausgestellte Objekte eingelagert. Es sind dies vor allem Schädel, Messer, Schläfenringe, Perlen und Bronzenadeln sowie Holzlatten als Gräberumrahmung.

Der Mittelalter-Archäologe Losert deutet die Ausrichtung aller bisher identifizierten 32 Bestattungen in Ost-West-Richtung als Gräber einer slawischen und bereits christianisierten Bevölkerung des 8. und 9. Jahrhunderts. Er stellt fest: „Die Nekropole von Gesees ist eines der wichtigsten archäologischen Zeugnisse frühmittelalterlichen slawischen Landesausbaus im Landkreis Bayreuth.“

Weshalb diese Siedlung verlassen wurde und warum an ihre Stelle die heutige, etwa einen Kilometer weiter nördlich gelegene Siedlung gegründet wurde, ist nicht bekannt.

Wer aber den Schädel eines Ur-Geseesers genauer in Augenschein nehmen möchte, hat dazu im Archäologischen Museum in Bayreuth die Gelegenheit.

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