700 Jahre Gesees Der letzte Postreiter reitet immer noch

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Eigentlich sollte das groß gefeiert werden: An diesem Mittwoch, 6. Oktober, vor 700 Jahren wurde Gesees zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Zum Jubiläumstag stellt der Kurier einige Geseeser vor, die das Leben in der Gemeinde am Laufen halten oder zumindest viele Jahre mitgeprägt haben.

 
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Gesees -  Zumeist ehrenamtlich und mit viel Herzblut. Und dann gibt es da noch einen, der vor Jahrzehnten sogar Berühmtheit weit über Deutschland hinaus erlangt hat: Konrad Täuber, der letzte Postreiter.

Liesl war nicht aus der Ruhe zu bringen

Das Bayerische Fernsehen hat über ihn berichtet und einige Zeitschriften haben Reportagen geschrieben. Von 1967 bis 1973 trug er von seiner Station in Spänfleck aus die Post aus. Seine Tour führte ihn nach Eichenreuth, Hohenfichten, Gosen und Richtung Culmberg. Wobei: austragen ist das falsche Wort. Konrad Täuber kam hoch zu Roß. Auf dem Rücken seiner Liesel, ein gutmütiges bayerisches Warmblut, überbrachte er Ansichtskarten, Telefonrechnungen und behördliche Schreiben. Auch Pakete brachte er mit. Sie hingen seitlich an Liesl herab. Rund dreieinhalb Stunden war Täuber so jeden Tag unterwegs. „Die Leute haben sich immer gefreut“, sagt er im Gespräch mit dem Kurier und auch Liesel war perfekt auf den Job des Zustellers abgerichtet. Auf einem der Höfe hat sie, während ihr Rittmeister die Post zustellte, zusammen mit den Hühnern und Gänsen Futter gefressen. Um dann zu warten, bis Konrad Täuber zurückkam. Liesl war durch nichts aus der Ruhe zu bringen. „Die ist auch dagestanden, wenn mal ein Panzer vorbeigefahren ist. Das hat die nicht gestört.“

Post aus Kanada

Die Gastwirtschaft in Spänfleck trug ursprünglich den Namen „Zur Haltestelle“ und Metzgerei. Durch Täubers Bekanntheitsgrad in den frühen 70er-Jahren kam die Familie auf die Idee, das Gasthaus umzubenennen. In „Der letzte Postreiter“. In „Christl“, der Familienzeitschrift der Deutschen Bundespost – in der kein Geringerer als Golo Mann eine Kolumne schrieb – hieß es damals über Täuber: „Er darf sicher den Ruhm in Anspruch nehmen, Deutschlands einziger und letzter reitender Postbote zu sein.“ Nachdem der Mann aus Spänfleck im TV zu sehen war, erhielt er sogar Fanpost aus Kanada und Holland. Einige Kontakte haben lange gehalten.

Heute ist Täuber 79 Jahre alt. Wann er denn das letzte Mal ausgeritten ist? „Am letzten Samstag.“ Zwar tut er sich inzwischen mit dem Gehen schwer. „Aber reiten kann ich noch“, sagt Täuber stolz.

34 Jahre hat er für die Bundespost gearbeitet. Später ohne Pferd. Mehrfach hat er sich in Gesees engagiert. 18 Jahre lang war er im Kirchenvorstand. Außerdem ist er Mitglied der Feuerwehr, im Reitverein und im Pferdezuchtverein Bayreuth. Geschichte geschrieben hat er aber als der letzte Postreiter.

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