700 Jahre Gesees Der Kirchturm musste abgerissen werden

Kaum wiederzuerkennen: Das äußere Erscheinungsbild der Dörfer hat sich in den vergangenen rund 120 Jahre stark verändert. Die Erfindung der Fotografie, die seit circa 1900 auch auf dem Land anzutreffen ist, belegt dies eindrucksvoll. Im zur 700-Jahrfeier erschienenen „Heimatbuch Gesees“ haben Rüdiger Bauriedel und Herbert Popp zahlreiche Motive nach dem Prinzip „einst und jetzt“ gegenübergestellt und erläutert.

 
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Gesees -

Von diesen dörflichen Motiven sind im „Heimatbuch“ drei besonders hervorgehoben: der Dorfüberblick von Südwesten, die Kirche von Gesees und die Dorfmitte.

Das erste Motiv betrifft kein Foto, sondern einen Stich. Dieser blickt aus Südwesten von der Angerwiese auf das Dorf; er ist um 1840 entstanden und im Vorspann des Büchleins von Pfarrer Hübsch von 1842 abgedruckt. Das entsprechende Motiv für heute ist ein Schrägluftbild, das in etwa denselben Ausschnitt wiedergibt. Man erkennt auch heute noch die dominierenden Gebäude der Kirche sowie des ersten und zweiten Pfarrhauses (mit Walmdach). Aber auch die erhebliche Siedlungsexpansion, vor allem im Gebiet Unteres Lindig, Anger und Röth (Lerchenweg), lässt sich gut erkennen.

Turm war baufällig

Das zweite Beispiel zeigt die das Ortsbild prägende Kirche St. Marien zum Gesees in ungewöhnlicher Ausprägung. Es fehlt nämlich der Kirchturm. Die Autoren berichten, dass der Turm in der Tat zu Beginn des 20. Jahrhunderts abgerissen werden musste, da er baufällig war.

Auf dem Schwarz-Weiß-Foto aus dem Jahr 1908 ist links einer der ehemals fünf Wehrtürme der Kirchenburganlage zu sehen. Die sich rechts anschließende Mauer ist Teil der früheren Kirchhofmauer im Osten der Wehrkirche. Auf einigen Gräbern des Friedhofs sind noch schmiedeiserne Gedenkkreuzes zu sehen.

Heute erscheint dasselbe Motiv dann wieder in vertrauter Art und Weise, wurde doch 1909 ein neuer Kirchturm errichtet. Auch der Wehrturm wurde restauriert und mit einem neuen Dach bedeckt.

Das muntere Leben fehlt

Noch sehr viel Ähnlichkeit mit heute hat das Foto des dritten Beispiels: der Geseeser Ortsmitte um 1910. Die Hauptstraße ist noch ohne Asphaltdecke; die zu sehenden Verkehrsmittel sind Fuhrwerke mit Ochsenbespannung, es herrscht ein reges Treiben, vorne an der Ecke sieht man das Geschäft „Bäckerei und Spezereien von Hans Opel“. Heute fallen die sehr schön sanierten Sandsteingebäude des Tauben-Opel und der Gaststätte „Löwen“ auf.

Allerdings müssen die Autoren im „Heimatbuch“ feststellen: Das muntere Leben auf der Straße ist heute nicht mehr vorhanden. roko

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