500 unte Quarantäne Corona-Masseninfektion auf Bauernhof

, aktualisiert am 26.07.2020 - 17:13 Uhr
Symbolfoto: picture alliance/Michael Reichel/dpa-Zentralbild/dpa Quelle: Unbekannt

MAMMING. Nach einer Corona-Masseninfektion auf einem großen Gemüsebauernhof im niederbayerischen Mamming stehen fast 500 Menschen unter Quarantäne und dürfen den Betrieb nicht mehr verlassen.  

 
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Das Landratsamt Dingolfing-Landau ließ das Gelände mit einem Bauzaun absperren, ein Sicherheitsdienst überwacht das Ausgehverbot, die Fortsetzung der Ernte wurde verboten. Das berichtete Landrat Werner Bumeder (CSU) am Sonntag auf einer Pressekonferenz. Insgesamt 174 Erntehelfer wurden bei der Reihenuntersuchung positiv auf den Corona-Erreger Sars-CoV-2 getestet.

Grüne und SPD warfen der Staatsregierung mangelhafte Kontrolle der Unterkünfte vor und gaben Ministerpräsident Markus Söder (CSU) und seinem Kabinett deswegen Mitverantwortung. Die Staatsregierung will nun in einer „Corona-Testoffensive“ auf großen Höfen die Erntehelfer untersuchen lassen. „Wir nehmen die Situation sehr ernst“, sagte Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU). „Bisher scheint es lokal eingrenzbar zu sein.“ Schwerpunkte der Tests sind zunächst die Höfe der Umgebung und im Landkreis.

Mamming ist eine ländliche Gemeinde mit gut 3300 Einwohnern unweit von Dingolfing mit seinem großen BMW-Werk; bei dem Betrieb handelt es sich um einen großen Gemüsehof, der Erdbeeren, Gurken, Kohl und Rote Bete anbaut - die Gurken aber nur für Einlegegläser. Die Erntehelfer stammen aus Ungarn, Rumänien, Bulgarien und der Ukraine. Der Betrieb hatte nach Bumeders Worten das vereinbarte Hygienekonzept nicht vollständig umgesetzt. Die Erntehelfer sind in Containern untergebracht, pro Container zu dritt.

„Wir bieten allen Mamminger Bürgern kostenlose Tests an“, sagte der Landrat. „Ich bitte die Bevölkerung um Besonnenheit.“ Weitere Fälle infizierter Erntehelfer gibt es nach Bumeders Worten in seinem Landkreis nicht.

Der Hof ist nun von der Außenwelt abgeriegelt. Sowohl Erntehelfer als auch der Bauer und Familie sowie die festangestellten Mitarbeiter dürfen das Areal nicht verlassen, die Lebensmittel werden angeliefert. „Um eine weitere Ausbreitung zu vermeiden, müssen wir zum Schutz der Bevölkerung leider diesen Schritt gehen“, erklärte Bumeder.

Die ersten Infektionen waren am Freitag festgestellt worden, nachdem sich sieben Erntehelfer mit leichten Symptomen bei der Betriebsleitung gemeldet hatten. Das war der Anlass des Reihentests. Einer der infizierten Erntehelfer ist erkrankt und wird stationär im Krankenhaus behandelt. Auf dem Hof wurden infizierte von nicht infizierten Mitarbeitern getrennt.

SPD und Grünen warfen der Staatsregierung vor, die in dieser Hinsicht zu lax gewesen zu sein. „Das kann sich bitter rächen, wenn solche lokalen Infektionsgeschehen ausgreifen und regionale Lockdowns angeordnet werden müssen“, sagte Jürgen Mistol, der parlamentarische Geschäftsführer der Grünen.

Das sieht die SPD ganz ähnlich: „Wir haben nach dem Corona-Ausbruch in dem Wiesenhof-Schlachthof Mitte Mai bereits ein Sonderkontrollprogramm auch für Bauernhöfe mit Erntehelfern gefordert“, sagte Umweltexperte Florian von Brunn. „Gerade die Hygienebedingungen am Arbeitsplatz und die Wohnverhältnisse müssen aus unserer Sicht scharf kontrolliert werden. Das ist offensichtlich nicht passiert.“ Der Ausbruch sei „mit Ansage“ gekommen.

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