41 Jahre dabei Christian Schramm sagt dem Hollfelder Stadtrat Servus

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Die Linden und das Kreuz an der Straße von Hollfeld in Richtung Drosendorf – ein Lieblingsplatz von Christian Schramm, der jetzt nach 41 Jahren nicht mehr für den Stadtrat kandidierte. Foto: Stefan Brand Quelle: Unbekannt

HOLLFELD. Er war irgendwie immer da. Gehörte sozusagen zum Inventar des Hollfelder Stadtrats. Selten aufgeregt, immer auf Ausgleich bedacht, mit Besonnenheit sprechen und handeln – das war, das ist der Stil von Christian Schramm. Wenn morgen Abend das neu gewählte Gremium in seiner konstituierenden Sitzung zahlreiche Formalien berät, wird der Mann von der Wahlgemeinschaft (WG) Hollfeld-Land nicht mehr dabei sein. Nach 41 Jahren hat er einen Schlussstrich gezogen, ist nicht mehr angetreten.

 
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Ein wenig Wehmut ist da schon dabei, sagt er im Gespräch mit unserer Zeitung. Aber auch eine gehörige Portion Stolz. Stolz auf das, was er geleistet, was er mit bewegt und auf die Reihe gebracht hat. Los ging das mit seiner kommunalpolitischen Laufbahn anno 1978. Aus seinem Ort, der früher eigenständigen Gemeinde Weiher, war durch die Wähler niemand in den Stadtrat berufen worden. Die Weiherer baten daher ein Jahr später um die Wahl eines Ortssprechers – gekürt wurde Christian Schramm.

Dem Start folgte einrascher Aufstieg

Seinen ersten Tag im Stadtrat erlebte Schramm Mitte März 1979. Was als Ortssprecher begann, entwickelte sich fünf Jahre später zu einer Erfolgsgeschichte: Er erhielt in vielen Wahllokalen die meisten Stimmen der WG-Bewerber, zog damit als Mandatsträger in die Räterunde ein. 18 Jahre firmierte Schramm als Fraktionssprecher, ab 2008 als dritter, ab 2014 dann als zweiter Bürgermeister. Dazu kamen zahlreiche weitere Ämter und Funktionen. Im Rechnungsprüfungsausschuss, im Bauausschuss, im Wald- und Wegeausschuss, im Zweckverband Juragruppe – und nicht  zuletzt 30 Jahre im Ausschuss der Verwaltungsgemeinschaft Hollfeld-Aufseß-Plankenfels.

Die Sache mit dem Gehweg

Gleich zum Start seiner aktiven Zeit im Stadtrat stand ein wichtiges Projekt an, an das er heute noch gerne zurückdenkt: „Anfang der 80er Jahre wurde der Gehweg von Weiher nach Hollfeld gebaut. Das war notwendig, weil die B 22 eine der Hauptstraßen von Bamberg nach Bayreuth war. Mit sehr viel Fahrzeugaufkommen.“ Ein hartes Stück Arbeit sei das gewesen, auch ein Kampf gegen manche Widerstände. Schüler fungierten drei Tage lang, von Samstag bis Montag, als Verkehrszähler. Um zu dokumentieren, wie bedeutsam ein Gehsteig für die Sicherheit der Fußgänger war.

Aktiv unter drei Bürgermeistern

nter drei Bürgermeistern setzte sich Christian Schramm für die Belange seiner Heimatstadt ein. Da war zunächst Georg Besold, „da ging es um den Aufbau der Großgemeinde, um den Beginn der Stadtsanierung, den Aufbau der Juragruppe und die Sanierung von einigen Ortsteilen“. Mit dem Auftakt zum Flurbereinigungsverfahren, zur Dorferneuerung. All diese Vorhaben sind dann in der Amtszeit von Oskar Pirkelmann fortgeführt worden, sagt Schramm. Mit ein paar Ausnahmen: In Tiefenlesau, Weiher und in der Stadt Hollfeld selbst „wollten die Bürger aus verschiedenen Gründen die Flurbereinigung nicht“.

Lob für fast alle

Schramm lobt im Rückblick das Engagement der Hollfelder, vor allem draußen in den Dörfern: „Wo die Bürger aktiv dabei waren, wurden viele Maßnahmen in Angriff genommen.“ Das habe eine zentrale Rolle gespielt, sei doch in den Orten „nach den Eingemeindungen nicht viel investiert worden“. Weil ja ein Riesenbrocken anstand – der Kanalbau. Da war ansonsten Sparsamkeit angesagt.

Die Kanal-Akte

Noch einmal lobt Schramm. Diesmal Ex-Bürgermeister Pirkelmann. Der habe sich vehement für den Wegebau und die Flurneuordnung eingesetzt, für Brückenbauten und Erneuerungen in den Orten draußen. Nicht zuletzt sei unter ihm die ehemalige St. Gangolfskirche ausgebaut und zum Kulturzentrum hergerichtet worden. Lob aber auch für Pirkelmanns Nachfolgerin Karin Barwisch, die Schramm 18 Jahre begleitet hat. Sie habe da weitergemacht, habe nicht lockergelassen. Auch als der Kanalbau in Drosendorf und Schönfeld anstand. Beide Orte waren nicht in die Globalkalkulation einbezogen worden, „eine Neukalkulation hätte im Verhältnis wesentlich höhere Beitragszahlungen bedeutet“. Barwisch und er waren der Meinung, „dass die Ortsteile ja nichts dafürkönnen, dass sie seinerzeit nicht mit berechnet wurden“. Der Stadtrat entschied letztlich, dass auch für diese beiden Dörfer die gleiche Kalkulation zugrunde gelegt wird wie für die anderen.

Nicht zulange warten

Wichtig aus seiner Sicht: das Gewerbegebiet Hollfeld-Nord zu planen und zu bauen. Die Meinung, das Gebiet sei ja vorhanden und wenn jemand kommt und bauen wolle, dann wird es auch erschlossen, sei falsch: „Das hat uns nicht weitergebracht. Wenn eine Firma sich ansiedeln will, dann braucht sie ein bereits erschlossenen Gebiet.“ Schramm wirkte nicht nur im Stadtrat, sondern saß seit 2011 auch im Kreistag. Er übte auch dort eine ganze Reihe von Funktionen aus, war unter anderem an der Erarbeitung des seniorenpolitischen Gesamtkonzepts für den Landkreis beteiligt.

Eingefleischter Junggeselle

Altersbedingt hat sich der eingefleischte Junggeselle – „ich war immer mit meinem Arbeitgeber, der Firma Baywa, verheiratet“ – nun entschlossen, nicht mehr zu kandidieren. Genossen habe er das Arbeiten in der Verwaltung, im Kreise der Stadträte, „sehr genossen“, sagt Schramm. Und: Er habe sich bei Entscheidungen nie unter Druck setzen oder verbiegen lassen – „ich war mir meiner Verantwortung für die Stadt Hollfeld und ihre Orte immer bewusst.“

Aktiv in vielen Ehrenämtern

Und es sei ja nicht so, dass er nun alles von heute auf morgen aufgebe. Sind da doch die vielen Ehrenämter des Christian Schramm. Seit vielen Jahren ist er im Imkerverein Hollfeld und Umgebung als Kassier und stellvertretender Vorsitzender tätig, seit März führt der den Verein. Das liegt ihm am Herzen, „an der Grundschule haben wir seit fünf Jahren einen Grundimkerkurs für die zweite bis vierte Klasse aufgebaut“. 2019 wurden von den Kindern über 400 Pfund Honig geschleudert und vermarktet.

Neuer Posten: Kirchenpfleger

Und dann ist da noch ein neuer Posten: Seit Jahresbeginn ist Schramm Kirchenpfleger von Hollfeld. Eine Aufgabe, „die mich sehr in Anspruch nimmt“. Auch bei der Jagdgenossenschaft Weiher steht er an der Spitze. Alle seine Mitgliedschaften in Vereinen aufzuzählen, würde den Rahmen sprengen.

Getreide und Raps

Nicht zuletzt ist der 70-jährige auch noch begeisterter Nebenerwerbslandwirt, betreibt Getreide- und Rapsanbau auf 15 Hektar. „Das macht mir richtig Freude“, sagt er. Und hofft, dass es im Stadtrat künftig wieder ein bisschen mehr so zugeht wie in einer Anfangszeit: „Da hat man sich gezofft, aber danach gleich wieder friedlich bei einem Bier getroffen.“ Diese Denke, diese Art vermisse er inzwischen.

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