4 Blocks: Karolina Lodyga "In Pegnitz schläft man besser"

Von Wolfgang Karl

PEGNITZ. Am Donnerstag, 11. Oktober, wird die erste Folge der zweiten Staffel der international gefeierten Serie "4 Blocks" veröffentlicht. Das Kriminal-Drama handelt von einem arabischen Verbrecher-Clan in Berlin Neukölln, eine der Darstellerinen ist die Wahl-Pegnitzerin Karolina Lodyga. Ein Gespräch über den Reiz, eine  Gangster-Braut  zu spielen, die Veränderungen in Berlin – und warum man in Pegnitz besser schläft.

 
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Bei „4 Blocks“ spielen sie die Ewa, Frau eines Gangsters und selbst kein Kind von Traurigkeit...

Karolina Lodyga: ... und es macht so scheiße Spaß! Es war schwierig für mich, wieder in diese Art des Sprechens zurückzufinden. Ich bin ja in der Gegend Sonnenallee aufgewachsen und da war es uncool, hochdeutsch zu sprechen. Das habe ich eigentlich erst auf der Schauspielschule verinnerlicht. Ich wollte nicht unbedingt wieder Gangster sein, das hatte ich schon hinter mir. Deswegen habe ich versucht, Ewa mit einem Augenzwinkern zu spielen und ihr auch peinliche Momente zu geben.

Eine osteuropäische Besonderheit, gut über sich selbst lachen zu können?

Lodyga: Ich denke, in Osteuropa ist so viel Drama, da muss man über sich selbst lachen können, um damit umzugehen.

Ewa hat quasi mehrfachen Migrationshintergrund: Sie ist Polin in Deutschland, hat aber in eine arabische Familie eingeheiratet, von denen sie nicht akzeptiert wird. Wie geht sie damit um in der zweiten Staffel?

Lodyga: Sie kämpft um ihren Ehemann und um Anerkennung in dem Clan. Sie hat es satt, nicht ernstgenommen zu werden: Weder von der polnischen Seite, noch von den Deutschen, noch von den Arabern. Sie wird zu einer Art dunklen Macht.

Was passiert sonst in der zweiten Staffel?

Lodyga: Es wird sicher härter und bleibt nicht bei den verbalen Kämpfen. Ich habe sie aber selbst noch gar nicht gesehen. Es soll aber megakrass abgehen.

Wie nahe kommt „4 Blocks“ der Realität?

Lodyga: Es ist eine fiktive Begebenheit, aber sie haben sehr gut nachgeforscht. Es ist quasi die Realität. Man kriegt das als ganz normaler Bürger nicht so mit. Es passiert alles im Verborgenen, dann passiert mal wieder eine große Sache, wie am Tempelhofer Feld...

...oder Razzien bei arabischen Clans. Sie haben mitten in Berlin-Neukölln gedreht, ist mal was passiert?

Lodyga: Als ich gedreht habe nicht. Ich kann mir schon vorstellen, dass man mal jemanden bezahlen musste, um an einem bestimmten Ort drehen zu dürfen, das habe ich schon bei anderen Produktionen mitbekommen. Ich finde ein bisschen schade, dass die Serie außerhalb Berlins nicht so viel Anklang gefunden hat: Wenn in Italien „Gomorrha“ läuft, sind die Straßen leer, weil man eine „eigene“ Serie hat - sogar „4 Blocks“ ist dort gut angekommen.

Warum hat es so lange gedauert, bis man in Deutschland wieder eine ernsthafte Krimi-Serie produziert hat?

Lodyga: Ich weiß es nicht, nur, dass es eine sehr lange Pause gab zwischen „4 Blocks“ und „Im Angesicht des Verbrechens“...

...die ebenfalls in Berlin produziert wurde. Warum immer Berlin?

Lodyga: Berlin ist am meisten Multi-Kulti. Man findet dort vom Milieu über die Szene, vom Studenten bis zum Schickimicki alles an einem Ort.

Der arabische Clanchef Toni schimpft ja in der ersten Staffel über das „Drecks-Multikulti“...

Lodyga: ...hat er echt gesagt? Das weiß ich gar nicht mehr.

Das und einige Sätze, die ein echter Horror für besorgte Bürger sein müssen, zum Beispiel den: „In Berlin spricht man jetzt arabisch.“

Lodyga: Ob in Berlin, das weiß ich nicht, das ist ein bisschen viel. Aber definitiv in der Sonnenallee! Da weißt du teilweise noch nicht einmal, was du bestellst, weil du es nicht lesen kannst. Man weiß noch nicht mal, was das für ein Laden ist, weil da gar nichts auf Deutsch steht.

Nachdem Sie da über 20 Jahre gewohnt haben: Wie hat sich denn die Sonnenallee in der Zeit verändert?

Lodyga: Dort aufzuwachsen war das Schönste: Es war sauber, man hatte 20 Spielplätze in der näheren Umgebung, es war mega! Es wurde immer chaotischer: Eine Frau, die siebzehn Kinder hat, und solche wohnten bei mir um die Ecke, kann mir nicht sagen, dass sie weiß, wo die alle sind. Es wurde lauter, die Busse waren überfüllt, es wurde dreckiger, weil die Kinder sich nicht darum gekümmert haben, wo sie ihre Bonbon-Papiere oder Saftpackungen hinwerfen. Ich würde mein Kind dort nicht mehr aufwachsen lassen. Auch, dass es dort so laut ist, ermüdet einen einfach.

Sind Sie deswegen von Berlin nach Pegnitz gezogen? Schläft man hier besser?

Lodyga: Das ist gut, das merke ich mir. Ja, ich schlafe hier tatsächlich besser. Nicht nur wegen der Lautstärke, sondern auch beruhigter, sicherer. Hierher gekommen bin ich, als mein Mann von Berlin nach Pegnitz gezogen ist und ich bin mitgegangen. Nach „Anna und die Liebe“ hatte ich auch gar keine andere Möglichkeit, weil ich auf stur geschaltet habe und etwas Anderes machen wollte, als Telenovela. Meine Fahrkarte aus der Schublade war dann die Zusammenarbeit mit Dominik Graf...

...bei „Im Angesicht des Verbrechens“. Die erste ernsthafte deutsch Krimi-Serie seit den Neunziger Jahren. Hochgelobt, damals kein Renner, aber mittlerweile Kult: Hat der Sender nicht daran geglaubt?

Lodyga: Ja, es wurde sehr spät gesendet, weil es auch recht brutal war. Aber es hat die Ära der Mehrteiler ein wenig eingeleitet, die ja inzwischen angebrochen ist. Es war auch ein unglaublicher Dreh, die beste Erfahrung, die ich bis dahin gemacht hatte. Regisseur Dominik Graf war super und mein Spielpartner Marko Mandic großartig.

Sie spielten die Katarina. Was war das für eine Rolle?

Lodyga: ...das war lustig: Sie haben ja meinen echten Nachnamen für die Rolle genommen, mich aber in Katarina umbenannt: So heißt meine Schwester.

Katarina und Karolina: Kommt’s da nicht zu Verwirrung?

Lodyga: Mein Vater sagt das immer falsch rum. Ich weiß nicht, warum sie uns so ähnlich benannt haben. Die Katarina in der Serie war ehrlich verliebt und hätte alles für ihren Typen getan.

Ihre Besonderheit? Im „Tatort“ wurden Sie aus Liebe zur Mörderin und in „4 Blocks“ ist Ihr Motiv die Liebe zu einem Gangster.

Lodyga: Die Regisseure sagen zu mir ’ich habe dich besetzt, weil ich die Wärme in der Rolle zeigen will’. Ich wurde auch nie für die Prinzessin besetzt oder für Rosamunde Pilcher - ich würde es wohl sogar machen, weil man an sehr schönen Orten dreht. Aber da besetzen sie immer wunderschöne Frauen und so sehe ich mich gar nicht. Ich habe auch keine Lust, mich für Instagram zu schminken. Das Gespräch führte Wolfgang Karl

Info: Die zweite Staffel von „4 Blocks“ startet am Donnerstag, 11. Oktober, auf dem Bezahlsender TNT. Neuer Darsteller in der zweiten Staffel ist, unter Anderem, der Hamburger Rapper Gzuz.

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