35-jähriger Mann aus dem Landkreis stellt Fotografien auf Porno-Websites Manipulierte Porno-Bilder hochgeladen

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Foto: Symbolbild Foto: red

Hunderte Frauen am Internet-Pranger: Ein 35-jähriger Mann aus dem westlichen Landkreis machte Fotos von hauptsächlich jungen Frauen, bearbeitete sie und veröffentlichte sie auf Porno-Seiten im Internet. Vergangene Woche schnappte ihn die Polizei. Ein besonders krasser Fall, aber kein Einzelfall.

 
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Es waren Fotos aus dem normalen Leben. Die jungen Leute besuchten Veranstaltungen, waren im Urlaub oder in der Kneipe. Sie knipsten sich gegenseitig und stellten diese Aufnahmen ins Internet. Von dort klaute der 35-Jährige die Fotos und lud sie auf Pornoseiten hoch. Manche bearbeitet er vorher, sodass sie wie echte Pornobilder aussahen. Oder er schnitt die Gesichter der jungen Frauen aus und kopierte sie in Pornobilder.

Insgesamt lud der Mann 1439 Fotos hoch, auf nur einer einzigen Pornoplattform, wo er gerade mal ein Jahr und drei Monate eingeschrieben war. In dieser Zeit hat er weit mehr als 7000 einschlägige Fotos angeschaut, wie sein Profil auf der Website verrät. Als seine Vorlieben nannte er „Nylons“. Seine 139 Bildergalerien sind voller junger Frauen und „Teens“ in Strümpfen, Netzstrumpfhosen und Overknees. Dieser Fetisch war offenbar so stark, dass er die Frauen auch verfolgte – und ihnen dabei sehr nahe kam. So soll er sie nach Informationen des Kuriers aus nächster Nähe fotografiert haben, er hat es bei mindestens einer Frau sogar geschafft, die Kamera direkt unter den Rock zu halten. Damit prahlt er sogar noch im Internet: „War am Sonntag in …, um ein paar Teens in Strumpfhosen und Dirndl abzulichten. Ihre Beine sind mir schon von Weitem aufgefallen. Bin ihr dann hinterher. An einer Ampel war ich dann so nah an ihr dran, dass ich ihr beinahe die …“ Hier bricht er den Text mit drei Punkten ab

Allerdings machte der Täter einen kleinen, aber ermittlungstaktisch sehr wichtigen Fehler. Vergangenen Freitag tauchten die Ermittler bei ihm zuhause auf, durchsuchten seine Wohnung und beschlagnahmten Computer und Dateien. Nach Informationen dieser Zeitung soll er gestanden haben. Und zugegeben haben, dass er Hilfe brauche. Die Polizei wollte auf Anfrage nichts zu dem Fall sagen. „Wir ermitteln noch“, sagte ein Sprecher.

„Die meisten Täter leben lokal im Umfeld der Opfer“, sagt Norbert Weinhold (51). Der Internet-Detektiv hat vor drei Jahren einen Verein in Aschaffenburg gegründet mit dem Titel „Wakeupinternet“, übersetzt: „wach auf, Internet“. Ursprünglich war der "Verein zum Schutz der digitalen Identität" als Forschungsprojekt gestartet. „Wir wollten wissen, ob es möglich ist, nur anhand eines Fotos im Internet die Personen zu ermitteln“, sagt Weinhold, der dafür mit einigen Experten zusammen arbeitet. „Es ist möglich.“ Und zwar erschreckend schnell. Innerhalb weniger Sekunden zeigt er auf einer beliebigen Pornoseite im Internet mehrere mit höchster Wahrscheinlichkeit geklaute Privatfotos, die bearbeitet wurden und völlig aus dem normalen Zusammenhang veröffentlicht wurden. Hochzeitsfotos, Urlaubs-Schnappschüsse, aber auch normale Nacktfotos landen so auf den falschen Seiten.

Anhand „personenbezogener Daten“ findet er „innerhalb von zehn Sekunden“ sehr vieles aus dem echten Leben der Person, „sogar den Wohnort“. Wenn er das kann, können das andere auch. Und wenn die solche Fotos der Opfer im Virtuellen entdecken, droht deren reales Leben auch ruiniert zu werden, warnt er. Bei jedem zweiten Foto, das etwa bei Facebook veröffentlicht werde, könne „jeder innerhalb von Sekunden die Person ermitteln“, sagt er.

Vor drei Jahren hat die englische Internet Watch Foundation (IWF) eine Studie veröffentlicht. Die Organisation, die auch gegen Kinderpornografie im Internet kämpft, hat eine Zeitlang 12.500 Fotos von Jugendlichen im Internet beobachtet. 88 Prozent davon landeten in kürzester Zeit auf anderen Websites. Das sei auch ein Ergebnis der Zeit, sagt Weinhold. Die Menschen würden einfach zu viel von sich veröffentlichen.

Vor allem Frauen seien in Gefahr, darunter auch Staatsanwältinnen, Anwältinnen und vor allem Lehrerinnen. Frauen also, die wegen ihres Berufs immer in einem Konflikt mit anderen Menschen stehen können. Erst im vergangenen Jahr seien vereinzelt auch Männer an den Internetpranger gestellt worden. Die meisten Täter wollten nur eines: ihren Opfern schaden. Die eine Tätergruppe, so Weinhold, sitze weit entfernt und wolle schnelles Geld erpressen. Die andere, die weitaus größere Gruppe, „lebt lokal im Umfeld der Opfer“. Im Schnitt kennen sich Opfer und Täter sogar schon zehn Jahre.

 Eines eint die Täter: ihr Frauenbild. Weinhold: „Für sie sind Frauen Objekte ohne einen Wert.“

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