200 Millionen Kosten in Dobrindts Wahlkreis offenbar kein Problem Umgehungsbau: Gemeinden sehen in zweigeteilten Bau eine Lösung

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Die Kosten für die Ortsumgehung steigen und steigen. Bei rund 86 Millionen sollen sie mittlerweile liegen. Die Gemeinden Ködnitz und Untersteinach hoffen aber, das Bauprojekt doch noch zu retten: Indem sie die es in zwei Finanzierungsschritten angehen.

Wann die Autolawine durch ihr Dorf jemals aufhören wird, wissen die Kauerndorfer nicht. Foto: Adam/Archiv Foto: red

Dafür hatte sich bereits die CSU-Bundestagsabgeordnete Emmi Zeulner ausgesprochen. Seit Jahren warten die Anwohner der B 289 in Kauerndorf und Untersteinach auf eine Lösung. Tausende von Fahrzeugen schlängeln sich tagtäglich an den Wohnhäusern vorbei.

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Obwohl für die Umgehung Baurecht besteht, hat Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt noch keine Zustimmung für den Baubeginn erteilt. Umso mehr ärgert es die oberfränkischen Umgehungsbefürworter, dass er seinem Wahlkreis eine Umgehung spendiert hat: Oberau bekommt laut „Süddeutscher Zeitung“ für fast 200 Millionen Euro eine vier Kilometer lange Umgehung, drei Kilometer davon verlaufen unterirdisch. Das Projekt sei Teil eines „Tunnel-Terzetts“, das insgesamt eine halbe Milliarde Euro kostet.

Der Untersteinacher Gemeinderat beschloss in seiner Sitzung in dieser Woche, in einem Schreiben Dobrindt den neuen Finanzierungsvorschlag zu unterbreiten. Bürgermeister Volker Schmiechen (SPD) stellte dabei klar, dass beide Bauabschnitte im vordringlichen Bedarf im Bundesverkehrswegeplan bleiben sollten. Der Ködnitzer Gemeinderat mit Bürgermeister Stephan Heckel (CSU) an der Spitze, will sich dem Beschluss der Untersteinacher anschließen. „Uns ist bewusst, dass wahrscheinlich mit Untersteinach begonnen würde“, sagte er im Gespräch mit dem Kurier. Das würde hauptsächlich die Brücke betreffen, die bei Kulmbach auf die bestehende Trasse trifft.

Eine andere Variante brachte CSU-Landtagsabgeordnete Gudrun Brendel-Fischer in der BR-Sendung „quer“ ins Spiel. Statt den Autoverkehr auf eine Umgehungsstraße zu verlagern, sollen die Anwohner ihre Häuser lieber verkaufen. Sie sollen also umgesiedelt werden. Gibt’s künftig Umgehungsdörfer und keine Umgehungsstraßen mehr, fragte „quer“ ironisch.

Brendel-Fischer, früher Landtagsabgeordnete für den Wahlkreis Kulmbach, jetzt für Bayreuth zuständig, machte den Vorschlag, „kleinere Siedlungen zu verlegen” und den Anwohnern die Häuser abzukaufen. Das könne unter Umständen rentabler sein, die Natur schützen und Fläche sparen. Ob die Abgeordnete an dieser Meinung festhält, war gestern nicht mehr zu erfahren. Sie war für eine Stellungnahme nicht erreichbar. Ihre Position soll auf einer regionalen CSU-Verkehrskonferenz vorbesprochen worden sein.

Vom einer Umsiedlung will Bürgermeister Heckel zunächst nichts wissen. Zumal er die Rechtslage nicht genau kenne. Die Menschen würden vermutlich viel mehr für einen Neubau in einer Siedlung ausgeben müssen, als sie als Verkehrswert für ihre Häuser bekämen. 30 bis 35 Häuser dürften betroffen sein, schätzte Heckel. „Aber wo fängt man da an, wo hört man auf?“ Viele Bürger lebten seit Jahrzehnten an der Straße. Und hätten viel Hoffnung in den Bau einer Umgehung investiert. Der Tunnelbau bei Untersteinach würde 42 Millionen Euro kosten. „Seit über 40 Jahren wird uns die Umgehung versprochen, und immer wieder werden wir vertröstet. Jetzt muss endlich eine Lösung her!“, fordert Heckel. Auch der Querungsverkehr aus Richtung Trebgast verursache gefährliche Verkehrssituationen.

Ein erklärter Gegner des Projekts ist Bernhard Herrmann aus Untersteinach. Er will ebenso an Dobrindt schreiben – und ihm von einer Splittung abraten. Und für die Untersteinacher Bürgerversammlung am 1. Dezember hat er kritische Fragen im Gepäck: Wie konkret ist der zweigeteilte Planungsauftrag? Wie hoch sind die Gesamtkosten? Was kosten der 720 Meter lange Tunnel und die 418 Meter lange Talbrücke bis Ausbauende? Würden die üblichen Baupreissteigerungen für Straßen und Brücken gelten, wären die Kosten bereits bei 86,8 Millionen Euro angelangt, rechnete Herrmann aus.