2000 Karten in zwei Stunden weg
In den 90er Jahren hatte der Kurier-Fasching eben diese Magnetwirkung: „Der Rekord war, dass die 2000 Karten in zwei Stunden weg waren“, erinnert sich Angerer. Die Stadthalle rappelvoll, im Großen Haus zauberte eine Live-Band auf, in jedem anderen Saal stand ein DJ an den Plattentellern. „Jahr für Jahr war das echt ein Riesen-Erfolg, sagt Karl Heinz Lammel, der zusammen mit Klaus Tritschel über Jahrzehnte als Foto-Redakteur – und damit natürlich auch beim Fasching – im Einsatz war. Und mehr als ein Mal „leerte sich die Stadthalle am Morgen erst, als es wieder hell geworden ist. Das Programm war immer toll, das war eine super Zeit damals“, erinnert sich Lammel.
In kurzer Zeit aus dem Boden gestampft
Auch daran, dass der Fasching, der 1987 zusammen mit der Stadt unter Regie von Verkehrsdirektor Jo Schumacher sehr eilig aus der Taufe gehoben worden war, weileine große Faschingsveranstaltung am Rosenmontag sehr kurzfristig ausgefallen war, natürlich für die Zeitung selbst immer Großkampftag war. „Um Mitternacht haben wir immer ganz eilig eine frisch gedruckte Zeitung herausgegeben.“ Mit Fotos vom Abend, was zur analogen Zeit mit Film-Entwicklung alles andere als einfach war. Und meistens dazu geführt hat, „dass die Zeitung ganz schnell Konfetti wurde und dann in der ganzen Stadthalle herumlag“, wie sich Lammel mit einem Lachen erinnert.
Plötzlich war das Auto unterm Schnee verschwunden
Diese Faschings-Zeitung war auch der Grund, warum der Fotograf bei einem dieser Rosenmontags-Bälle sein Auto nicht mehr gefunden hat: „Ich musste an dem Abend drei oder vier Mal zurück in die Redaktion. Und irgendwann hat es dann angefangen zu schneien. Am nächsten Morgen lag 20 Zentimeter Schnee auf den Autos auf dem oberen Parkdeck – da haben einige ganz schön gesucht. Und meins stand in der kleinen Seitenstraße, dort habe ich es endlich entdeckt.“
Der Faschings-Dienstag wurde mehr und mehr zum Arbeitstag
Dass der Kurier-Fasching irgendwann an Attraktivität verlor und schließlich 2008 fürs Erste auslief, lag „an beruflichen und wirtschaftlichen Veränderungen“, sagt Angerer. „Die Leute mussten am Faschings-Dienstag früh wieder ran, mussten arbeiten. Das hatte sich immer mehr gedreht. Viele sind dann schon schon um 1 Uhr wieder gegangen“ – wo früher die Stimmung erst ihren Siedepunkt erreichte. Deshalb findet der Neustart auch am Faschingssamstag statt. „Sozusagen als Warm-up für den großen Faschings-Umzug in der Bayreuther Innenstadt“, wie Angerer sagt.
Der Renner schlechthin
Jo Schumacher sagt am Montag, dass es durchaus ein Schock gewesen sei, als die Bürgerresource der Stadt mitgeteilt hatte, dass das Risiko für die Veranstalter zu groß werde, den Rosenmontagsball zu stemmen: „Bei einem Dämmerschoppen mit dem Faschingspräsidenten Werner Rüger wurde die Idee geboren, das zusammen mit er Presse zu machen“, sagt Schumacher.
Schnell sei nicht nur der damalige Kurier-Lokalchef Dieter Hartung ins Boot geholt worden, auch Schumacher überzeugt seinen Chef, Oberbürgermeister Hans Walter Wild. „Aber das Ding war natürlich verpflichtet, ein Erfolg zu werden, deshalb haben wir drum herum auch eine Tombola gebaut mit einem attraktiven Preis: Einem Freiflug zum Karneval nach Rio“, erinnert sich Schumacher. „Ja“, sagt er, „da steckte immer viel Herzblut drin. Und der Presseball war ja über lange Zeit der Renner schlechthin.“