107 Jahre und ein bisschen Ruhe

Von Katharina Igl
Ihren 107. Geburtstag feiert Babette Endres mit Enkeltochter Birgit Stum, Tochter Traudl Heueck, Urenkelin Nadine Sturm, Urenkelin Celina Eisenberg, Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe und Enkeltochter Sybille Eisenberg. Eine echte Frauengesellschaft eben. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Gesundheit, ein Auskommen – und ein geregeltes Leben. Das ist das Geheimnis von Babette Endres. Die wohl älteste Bayreutherin feierte ihren 107. Geburtstag.

 
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Zwei Weltkriege hat Babette Endres erlebt, die Nachkriegsjahre, das Wirtschaftswunder, den kalten Krieg, den Mauerfall. Jetzt sitzt sie entspannt in ihrem braunen Sessel im Wohnzimmer ihrer kleinen Wohnung in der Altstadt. Ihre Familie ist angereist um den Tag mit ihr zu verbringen, die Vermieterin, die Pfarrerin, die Oberbürgermeisterin. 107 Jahre. Die man Babette Endres nicht ansieht. Gepflegte Erscheinung, leichte Dauerwelle, blaues Feinstrick-Oberteil, weißer Rock mit blauen Streifen. Und eine Perlenkette. „Auf den Bildern sieht sie immer noch aus wie 80“, sagt ihre Tochter Traudl und lacht. Endres hat zwei Enkelinnen und zwei Urenkelinnen. Eine richtige Frauendynastie sozusagen. Die Tochter lebt seit 1963 am Bodensee, wo auch eine Enkelin von Endres mit ihrer Familie lebt. Die andere Enkelin lebt in Friedrichshafen mit ihrer Familie. Den ganzen Tag klingelt das Telefon, sogar aus Amerika hat die Verwandtschaft angerufen.

Ein Leben lang in Bayreuth

Doch so weit gereist ist Endres nie: Sie hat ihr ganzes Leben in Bayreuth verbracht. Ihre Mutter stammt aus Theta und hatte neun Geschwister. Die meisten von ihnen sind über neunzig geworden. Sie ist die erste in der Familie, die es weit über die hundert geschafft hat.

Nur einmal krank

Was ihr Geheimnis ist? Ein ruhiges Leben, immer gesund und zufrieden sei sie gewesen, sagt die Bayreutherin. Wirklich immer gesund? Nein, einmal war doch was: Im Alter von 52 Jahren musste der Blinddarm raus. Damals gab es nur noch Schwarz-Weißfernsehen, der Mensch war noch nicht auf dem Mond gelandet. „Aber ansonsten war ich immer gesund – wirklich immer“, sagt sie und nickt nachdrücklich.

Seit 50 Jahren alleine

Die 107-Jährige hat mehr als ihr halbes Leben alleine verbracht. Ihr Mann ist vor 50 Jahren verstorben. „Er war Oberinspektor bei der DKV“, einer Versicherungsgesellschaft, und sie betont das Wort Oberinspektor. Nach wie vor meistert sie alles alleine: kochen, putzen und einkaufen. Sie muss nur über die Straße und sie ist im Supermarkt. „Die Treppen sind ein gutes Training, das macht mir überhaupt nichts aus.“ Sie sagt: „Das Wichtigste ist Gesundheit, Zufriedenheit und das man ein Auskommen hat.“

Noch immer lebensfroh

Trotz des hohen Alters hat sie strahlend blaue Augen und einen festen Händedruck. Ihre Stimme ist fest und klar. Sie lacht viel, aber leise. Meist grinst sie nur ein schelmisches Lächeln. Zehn Jahre hat sie bei Pfaff Nähmaschinen gearbeitet, dann geheiratet und Tochter Traudl bekommen.

Feste Strukturen sind wichtig

Seitdem ist sie daheim und hat ein geregeltes Leben. Um 7.45 Uhr steht sie jeden Tag auf und geht um 23 Uhr ins Bett, denn „ein geregeltes Leben ist wichtig“, sagt sie. Bis 23 Uhr hält sie auf jeden Fall durch, auch vor dem Fernseher. Zum 100. hat sie sich einen Flachbildschirm gekauft. „Der funktioniert immer noch.“ Ein Smartphone hat sie nicht.

Ab morgen wieder alleine

Sie isst gerne frische Bohnen aus dem Garten und hat früher immer gerne Quittengelee gemacht. „Aber heute wird nicht gekocht. Wir gehen in den Goldenen Löwen zum Essen“, erzählt sie mit dem Stolz einer 107-Jährigen. Doch es war schon ein wenig viel. „Morgen bin ich wieder alleine. Dann hab ich wieder meine Ruhe“, sagt die Jubilarin. Und dann ist ihr Leben wieder geregelt.

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